Erfolgt mündlich
Kapitel: | Absätze zum Thema Bildung im Landeswahlprogramm-Entwurf |
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Antragsteller*in: | Louis Krüger (KV Berlin-Kreisfrei) |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 17.02.2021, 09:25 |
Kapitel: | Absätze zum Thema Bildung im Landeswahlprogramm-Entwurf |
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Antragsteller*in: | Louis Krüger (KV Berlin-Kreisfrei) |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 17.02.2021, 09:25 |
braucht es Vorbilder. Deshalb wollen wir deutlich mehr Schwarze Lehrkräfte und Lehrkräfte of Color sowie Lehrkräfte mit Behinderung gewinnen. Außerdem achten wir die Urteile des Bundesverfassungsgerichts und werden das Berliner Neutralitätsgesetz abschaffen. Dabei fangen wir mit den Schulen an. Wir wollen klare, niedrigschwellige und unabhängige Beschwerdewege im Fall von Diskriminierung an Schulen schaffen, Lehrmaterialien zur Verfügung stellen, die über Rassismus, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit und, Sexismus und Ableismus aufklären, und im Lehrplan eine kritischere Auseinandersetzung mit Kolonialismus und
Kinder sind unsere Zukunft und die Entwicklung unserer Kinder hat für uns
höchste Priorität. Wir wollen Kindern alles dafür mitgeben, ihren Weg zu gehen,
sich individuell und spielerisch zu entwickeln. Die frühen Jahre sind eine
entscheidende Phase für die Entwicklung, und gute frühkindliche Bildung ist
Voraussetzung für Chancengerechtigkeit.
Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen leisten Großartiges, und das unter
häufig schwierigen Bedingungen. Wir wissen: Qualität beginnt mit Menschen, die
für Kinder da sind. Doch viel zu oft sind Erzieher*innen-Stellen in Kitas
unbesetzt, und durch Krankheit und Urlaub der Kolleg*innen kommt es immer wieder
zu Engpässen. Denn in der gesetzlichen Personalausstattung sind Urlaube oder
durchschnittliche Krankheitstage nicht mit eingerechnet. Wir fordern deshalb,
dass die Personalausstattung dahingehend erweitert wird, dass sie die
differenziertere Kind-Fachkraft-Relation berücksichtigt und dass dabei zum
Beispiel Krankheits- und Urlaubszeiten sowie Fortbildungszeiten zusätzlich mit
hinzugerechnet werden, so dass sich die realen Bedingungen in den Kitas besser
abbilden lassen. Bei der Berechnung soll sich die Fachkraft-Kind-Relation an
wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren. Um alle Stellen tatsächlich
besetzen zu können, brauchen wir mehr gut qualifiziertes Personal und um das zu
gewinnen, muss der Beruf attraktiver werden. Deshalb ist gut, dass es in
Tarifverhandlungen gelungen ist, die Bezahlung von Erzieher*innen anzuheben. Wir
werden uns darüber hinaus aber weiter für gute Arbeitsbedingungen in den Kitas
einsetzen, zum Beispiel indem wir auch die mittelbare pädagogische Arbeit, wie
etwa Dokumentation oder Elterngespräche, in die Berechnung des Personalbedarfs
einbeziehen. Denn nur wenn Erzieher*innen ausreichend Zeit für ihre Arbeit
haben, können sie diese wirklich gut und für Kinder und Eltern und nicht zuletzt
auch für sich selbst zufriedenstellend ausführen. Darüber hinaus wollen wir den
Quereinstieg in den Beruf der Erzieher*in weiter fördern – Quereinsteiger*innen
leisten schon jetzt in Kitas einen essentiellen Beitrag und bereichern mit ihren
vielfältigen Perspektiven den Kitaalltag. Doch wer als Quereinsteiger*in in die
Kita kommt, braucht selbst noch Anleitung und Unterstützung. Deshalb muss dem
übrigen pädagogischen Personal in den Kitas hierfür Zeit zur Verfügung gestellt
werden: Die Ausbildung von Quereinsteiger*innen muss sich bei der Berechnung der
Personalstunden entsprechend niederschlagen.
Eine gute Ausbildung und die Möglichkeit, sich immer wieder fortzubilden, sind
Voraussetzung für Qualität. Wir haben in den vergangenen Jahren die
Ausbildungskapazitäten an den Fachschulen für Sozialpädagogik mehr als
verdoppelt und das Schulgeld abgeschafft. Wir wollen aber noch einen Schritt
weitergehen und die Ausbildung – wie in anderen Ausbildungsberufen üblich –
entlohnen. Um die Fachschulen weiter zu verbessern, wollen wir mit ihnen
Qualitätsstandards vereinbaren und dabei die Vernetzung von Praxis und Theorie
stärken. Um Perspektiven für ein ganzes Berufsleben zu schaffen, wollen wir die
Ausbildung als Einstieg in einen Prozess des lebenslangen Lernens gestalten: Wir
wollen Erzieher*innen deshalb dabei unterstützen, sowohl pädagogische
Zusatzqualifikationen zu erlangen als auch Weiterbildungen zu
betriebswirtschaftlichen Themen oder zur Mitarbeiterführung zu belegen, denn nur
mit diesen Qualifikationen können wir auch den steigenden Bedarf an gut
ausgebildeten Kitaleitungen decken.
Die Weiterentwicklung von Qualität in der frühkindlichen Bildung ist eine
Daueraufgabe – es geht um Vernetzung, voneinander im Alltag zu lernen, neue
Konzepte, Monitoring und mehr Elternzusammenarbeit und deren Empowerment. Dafür
wollen wir zusätzliche Mittel für das Berliner Kita-Institut für
Qualitätsentwicklung (BeKi) zur Verfügung stellen. Auch das Sozialpädagogische
Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg (SFBB) wollen wir besser ausstatten.
Ziel ist dabei auch, pädagogische Konzepte weiterzuentwickeln, zum Beispiel beim
Einsatz von digitalen Medien in der frühkindlichen Bildung.
Das zweite Nadelöhr ist der Ausbau der Kindertagesbetreuung und dabei mangelnde
Räumlichkeiten. Die hohen Mieten und die stetige Verdrängung von Kitas und
Tagespflegeeinrichtungen sind ein zentrales Problem. Darum haben wir Grüne eine
Bundesratsinitiative zur Modernisierung des Gewerbemietrechts auf den Weg
gebracht. Außerdem wollen wir in Zukunft alle Träger bei der Suche nach Flächen
und Räumen unterstützen, u. a. mit der Ausweitung von Erbbaupachtverträgen und
einem Neubauinvestitionsprogramm. In Zusammenarbeit mit IHK, HWK und den
landeseigenen Betrieben wollen wir auch die Einrichtung von Betriebs-Kitas
gezielt angehen.
Eltern, die im Schichtdienst arbeiten, nutzt eine Kita, die um 17 Uhr schließt,
wenig. Berlin hat mit dem MoKiS („Mobiler Kinderbetreuungsservice für Eltern mit
besonderen Arbeitszeiten“) ein Angebot für genau diese Eltern – leider kennen es
wenige und die Hürden sind hoch. Wir wollen den MoKiS bekannter und leichter
zugänglich machen.
Kinder für die Gesellschaft stark machen beginnt mit Sprachförderung – sowohl in
Deutsch als auch in den jeweiligen Muttersprachen. Bewährte Modelle wie die
„Sprachkitas“ wollen wir ausbauen und mit dem „Zentrum für Sprachbildung“
systematisch die Ausweitung der Sprachförderung in allen Kitas angehen. Stark in
die Gesellschaft starten heißt auch, dass Kinder ihre Rechte kennen. Die
Verankerung der Kinderrechte sowohl in der Verfassung Berlins als auch in der
frühkindlichen Bildung ist uns darum ein zentrales Anliegen. Das umfasst auch,
auf den Abbau von Vorurteilen hinzuarbeiten – denn auch Kinder haben Vorurteile;
Verhaltensmuster erlernen sie jedoch erst. Doch bereits Kinder im Kitaalter
bringen gewisse eingeübte Rollen mit. Daher setzen wir uns dafür ein, dass
vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung ihren Platz in den pädagogischen
Einrichtungen findet, Erzieher*innen entsprechend aus- und fortgebildet werden
und sich die Vielfalt der Gesellschaft auch im Personal der Kita widerspiegelt.
Der Schutz von Kindern hat für uns einen besonderen Stellenwert – die vielen
Fälle von Kindesmissbrauch, die jüngst Schlagzeilen gemacht haben, zeigen den
Handlungsbedarf. Wir werden dafür sorgen, dass alle Bildungseinrichtungen für
Kinder und Jugendliche Kinderschutzkonzepte erstellen und umsetzen. Wichtig ist
dabei, dass Akteur*innen eng zusammenarbeiten, egal auf welcher gesetzlichen
Grundlage ihre Finanzierung beruht. Um das zu verbessern, wollen wir auf
Landesebene konkrete Vorgaben zur Zusammenarbeit erarbeiten.
Wir wissen, wie schwierig es derzeit ist, einen Kitaplatz zu finden. Darum
brauchen wir ausreichend Plätze in Kitas und Tagespflegeeinrichtungen mit hoher
Betreuungsqualität. Ausreichend Kitaplätze zu schaffen und das Personal dafür
auszubilden muss deshalb eine hohe Priorität haben. Wir wollen darüber hinaus
den Zugang zu einem Kitaplatz erleichtern, indem wir den Kita-Navigator, der
eine Übersicht über freie Kitaplätze liefern soll, weiterentwickeln. Damit
schaffen wir eine zentrale Plattform, auf der Angebot und Nachfrage nach
Kitaplätzen übersichtlich, einfach und transparent dargestellt werden. Wir
wollen, dass Eltern hier – ähnlich wie bei der Vergabe von Plätzen für
Oberschulen – zentral ihre Wunschkita sowie weitere Wunschkitas eintragen können
und auch über dieses Portal mitgeteilt bekommen, in welcher Kita sie einen Platz
bekommen. Die Kitas haben weiterhin die Möglichkeit, Eltern und deren Kinder
kennen zu lernen und aufgrund ihrer eigenen Kriterien zu entscheiden, welche
Kinder sie aufnehmen – sie würden lediglich nicht mehr selbst die Eltern
informieren. Damit würden auch Kitas viel Zeit sparen, da im jetzigen System
viele Eltern noch auf ihren Listen stehen, obwohl sie woanders schon einen Platz
haben, und auch für die Eltern würde das Eintragen auf unzähligen Listen damit
endlich der Vergangenheit angehören.
Wir machen uns stark für Kitas, in denen Kinder aus ganz unterschiedlichen
Familien zusammenkommen und in denen eine lebendige, demokratische Kultur gelebt
wird. All das erreichen wir nur mit ausreichend und gut ausgebildeten
Erzieher*innen und guten Räumen. Es war ein richtiger Schritt, Kitas und
Kindertagespflege gebührenfrei zu machen. Bildung ist ein Grundrecht, hier darf
es keine Hürden geben. Wir haben gleichzeitig immer darauf gedrungen, mehr in
Qualität zu investieren – hier bleibt leider noch viel zu tun. Ausreichend
Plätze und gute Qualität sind die zentralen Aufgaben der nächsten Jahre.
Bildung ist einer der wichtigsten Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Und
für beste Bildung braucht es ein Umdenken: Schule muss sich konsequent an den
Bedürfnissen von Kindern orientieren. Corona hat gezeigt, dass Kinder mehr
benötigen als das Vermitteln von Wissen. Sich selber und die eigenen Fähigkeiten
gut zu kennen, soziales Miteinander und Mitbestimmung zu erproben – all das soll
Schule stärken. Wir wollen eine neue Kultur des Lernens, in der nicht Defizite,
sondern Fähigkeiten im Mittelpunkt stehen. Und wir wollen Klassen, die die
Vielfalt unserer Gesellschaft abbilden.
Dafür brauchen alle Berliner Schulen ausreichend und gut ausgebildetes Personal,
eine stärkende und Spaß machende Lernkultur und natürlich gute Bedingungen – das
gilt für Gebäude ebenso wie für gutes Essen am Mittag, eine Vernetzung in den
Kiez und digitales Lernen. Unsere Vorstellung von Schule lässt sich am besten
umsetzen, wenn Kinder so lange wie möglich zusammen lernen. Darum ist unser Ziel
die „eine Schule für alle“ – langes gemeinsames Lernen in vielfältigen
Gemeinschaftsschulen.
Kinderaugen leuchten, wenn sie voneinander, draußen im Kiez oder auch beim
Experimentieren lernen. Deshalb wollen wir spielerischem Lernen und
Eigenverantwortung deutlich mehr Platz im Schulalltag einräumen. Perspektivisch
streben wir an, von Noten zu einem kompetenzbasierten Lernfeedback überzugehen.
Wir unterstützen Schüler*innen-Haushalte und wollen, dass Kinder und Jugendliche
mehr mitbestimmen können, zum Beispiel bei der Mitgestaltung ihrer Schulen und
Kieze.
Berlins Schulen brauchen mehr gut ausgebildetes Personal: von Lehrkräften über
Erzieher*innen, IT-Unterstützung, Supervision, psychologische Betreuung,
Sekretariate bis zu Quereinsteiger*innen aus verschiedensten Fachrichtungen.
Schule so als Team vielfältiger Professionen auf Augenhöhe aufzustellen
entlastet Lehrkräfte und stärkt die Qualität des Lernens. Diversität im Team
Schule ist für uns ein wichtiges Ziel. Die breite Lebenserfahrung und diverse
kulturelle Hintergründe von Quereinsteiger*innen sind hierbei ein Gewinn. Um sie
für unsere Schüler*innen nutzbar zu machen, verbessern wir den Zugang von
Menschen aus anderen Fachrichtungen zum Schuldienst. Die Arbeitszeiten von
Lehrkräften sollten Platz für Elterngespräche, Teamsitzungen, Fortbildungen und
Supervision lassen. Bei steigendem Personal und ausreichend Schulplätzen wollen
wir zudem die Stundendeputate verringern und die Größe von Klassen verkleinern.
Die Zahl der Lehramtsstudienplätze, vor allem im Grundschulbereich, wollen wir
ausbauen, genau wie die berufsbegleitende Ausbildung von Quereinsteiger*innen.
Die Wissensgesellschaft von morgen braucht Lehrkräfte und diese müssen heute
ausgebildet werden. Und zwar auch als Lehrkräfte für Arabisch, Türkisch,
Polnisch und weitere Sprachen, damit Schüler*innen auch ihre Herkunftssprachen
als zweite und dritte Fremdsprache wählen können.
Der bauliche Zustand vieler Berliner Schulen ist desolat, gleichzeitig müssen
ungefähr 60 neue Schulen gebaut werden. Um aufs Tempo zu drücken, haben wir die
HOWOGE als effiziente Partnerin für die Umsetzung an Bord geholt. Holzbau steht
schneller, ist umweltfreundlicher und flexibler. Darauf setzen wir. Wir wollen
nach Hamburger Vorbild Schulen bauen, die dem gesamten Kiez offenstehen:
Nachmittags könnte die Mensa zum Kiez-Café werden, der Schulgarten zum
gemeinschaftlichen Urban Gardening einladen und die Lernräume könnten
Weiterbildung für alle im Kiez ermöglichen. Während der Corona-Pandemie wurde
deutlich, wie wenig Platz im öffentlichen Raum für Kinder zur Verfügung steht.
Um das zu ändern, sollen Schulhöfe auch am Wochenende offen sein und einen Ort
der Begegnung im Kiez bieten. Es braucht großzügige und multifunktionale
Schulen, mehr rechtliche Freiheit zur Nutzung der Räume und finanzielle Mittel
zur Anstellung von Hausmeister*innen und organisatorischer Unterstützung.
Gebäude müssen nicht nur in gutem Zustand, sondern auch sauber sein. Darum
setzen wir uns schon lange dafür ein, dass sich die Situation der Schulreinigung
verbessert, und freuen uns, dass dieses Thema in vielen Bezirken durch BVV-
Beschlüsse Rückenwind bekommen hat. Gemeinsam mit vielen Eltern, Lehrkräften und
Schüler*innen kämpfen wir für eine saubere, gemütliche Lernumgebung und gegen
prekäre Arbeitsverhältnisse. Wir haben die Schulreinigung grundlegend neu
aufgestellt, in einem ersten Schritt durch höhere Qualitätsstandards bei der
Ausschreibung. In einem zweiten Schritt prüfen wir, wie das Ziel der
vollständigen Rekommunalisierung der Schulreinigung bis 2026 umgesetzt werden
kann.
Mit dem 1,5-Grad-Limit vor Augen und der berechtigten Forderung nach
Klimagerechtigkeit müssen auch Schulen ökologisch und perspektivisch
klimaneutral werden. Deswegen haben wir damit begonnen, Schuldächer mit
Solarpaneelen auszustatten, Fassaden zu begrünen und Regenwasser aufzufangen.
Wir haben es auch geschafft, dass der Bioanteil beim nun kostenlosen Mittagessen
in der Grundschule von unter 15 auf 50 Prozent gestiegen ist. Wir wollen ein
echtes 100-prozentiges regionales Bio-Essen, Gebäude mit hohen Öko-Standards,
das Querschnittsthema Nachhaltigkeit und Fragen der Umwelt- und Naturbildung
deutlich stärker verankern. Wir wollen mehr Kooperationen zwischen Schulen und
Botanischem Garten und Naturkundemuseum fördern, um Natur- und
Nachhaltigkeitsbildung an den Schulen anschaulich zu verankern.
Berlins Kinder sind mehrsprachig und haben damit vielen Altersgenoss*innen
gegenüber einen unschätzbaren Vorteil. Mehrsprachigkeit ist eine Qualifikation –
das wollen wir deutlicher anerkennen und Unterricht in Herkunftssprachen
ausbauen. Damit Schüler*innen Vielfalt und Unterschiedlichkeit positiv erleben,
braucht es Vorbilder. Deshalb wollen wir deutlich mehr Schwarze Lehrkräfte und
Lehrkräfte of Color sowie Lehrkräfte mit Behinderung gewinnen. Außerdem achten wir die Urteile des
Bundesverfassungsgerichts und werden das Berliner Neutralitätsgesetz abschaffen.
Dabei fangen wir mit den Schulen an. Wir wollen klare, niedrigschwellige und unabhängige Beschwerdewege im Fall von
Diskriminierung an Schulen schaffen, Lehrmaterialien zur Verfügung stellen, die
über Rassismus, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit und, Sexismus und Ableismus aufklären, und
im Lehrplan eine kritischere Auseinandersetzung mit Kolonialismus und
Stereotypen verankern.
Die ersten Lernetappen sind oft riesige Schritte für die neuen Schüler*innen:
das Abc, Addieren, Dividieren, Schreibschrift und vieles mehr in einer komplett
neuen Umgebung. Damit das Ankommen spielerisch, individuell und gut gelingt,
wollen wir mit unserer „Qualitätsoffensive Grundschule“ an allen Berliner
Grundschulen für bessere Lernbedingungen sorgen und insbesondere dort, wo die
Lage schwierig ist, zusätzliche Mittel, zum Beispiel für Funktionsstellen zur
Weiterentwicklung der Schule, und zusätzliche Verwaltungsstellen in die Hand
nehmen und Bewerbungen von Lehrkräfteteams ermöglichen.
Wichtig ist uns, dass kurze Beine kurze Wege haben. Damit kommen in vielfältigen
Kiezen Kinder aus ganz unterschiedlichen Familien in einer Grundschule zusammen,
beeinflussen und bereichern einander. Sechs Jahre gemeinsame Grundschulzeit
wollen wir verbindlich für alle Kinder gleichermaßen verankern. Wer sich in
Berlin bei einer weiterführenden Schule bewirbt, weiß, dass es hoch kompetitiv
zugeht. Beherzter Schulneubau und eine Personalplanung mit Reserven sollen dies
in Zukunft abmildern. Außerdem bleiben die freiwerdenden Kapazitäten an den
bislang grundständigen Gymnasien erhalten und dienen dem Aufbau weiterer Züge ab
der siebten Klasse.
Um den Prozess der Schulwahl fairer zu gestalten und die soziale Mischung zu
stärken, wollen wir mindestens 50 Prozent der Plätze an Schulen mit
Übernachfrage im Losverfahren vergeben und prüfen, wie durch die Bildung von
Notenkohorten beim Losverfahren die Heterogenität an Schulen verbessert und die
Chancengerechtigkeit erhöht werden kann. Damit stärken wir die freie Schulwahl
gerade derer mit schlechterem Notenschnitt.
Gerade Kinder und Jugendliche, die unter schwierigen Bedingungen aufwachsen,
brauchen die besten Angebote und eine hohe Qualität des Unterrichts. Deshalb
werden wir eine zielgenaue Unterstützung für Schulen in schwieriger Lage
entwickeln. Dazu gehört auch guter Ganztag, der mehr ist als Betreuung. Dafür
wollen wir den Ganztag sozialräumlich im Kiez verankern und Kooperationen
fördern sowie den Personalschlüssel im Ganztag erhöhen, um ihn zu einer echten
Förderung und Stärkung von Kindern und Jugendlichen weiterzuentwickeln. Mit der
Öffnung in den Kiez soll Schule auch zum Ankerpunkt für Eltern werden – damit
Lehrer*innen und anderes pädagogisches Personal in engem Austausch mit Eltern
stehen und ihre Perspektive einbinden sowie auf der anderen Seite Eltern
beratend zur Seite stehen.
Mit dem Ziel des längeren gemeinsamen Lernens vor Augen haben wir hart dafür
gearbeitet, dass mit der Neufassung des Schulgesetzes die Gemeinschaftsschule
als eine der vier Regelschulen definiert wurde. Die Umwandlungen und
Neugründungen von qualitativ hochwertigen Gemeinschaftsschulen wollen wir
gezielt unterstützen, zum Beispiel mit finanziellen Mitteln für den
Fusionsprozess oder beim Aufbau einer Oberstufe.
Auch an Gymnasien sind viele Lehrkräfte hoch motiviert und übernehmen
Verantwortung für alle Kinder. Wir wissen um die Belastung für Kinder durch das
Probejahr und das Abschulen. Deshalb werden wir beides durch andere Maßnahmen
ersetzen, die die Förderung des einzelnen Kindes im Blick haben, so dass alle
auf dem Gymnasium bleiben können. Unser Ziel ist, dass alle Kinder, die einmal
auf einem Gymnasium sind, auch dort ihren Abschluss machen. Darum sollen
Gymnasien künftig nicht nur alle Schulabschlüsse anbieten, sondern alle
Schüler*innen an ihrer Schule so unterstützen und fördern, dass diese ihren
Abschluss machen werden. Alle Gymnasien sollen nach denselben Regeln, die auch
die Integrierte Sekundarschule oder die Gemeinschaftsschulen anwenden, Kinder
mit Förderbedarfen aufnehmen. Da wir damit neue Anforderungen an Gymnasien
stellen, wollen wir sie auch entsprechend besser ausstatten und befähigen.
Grüne Bildungspolitik setzt zuerst auf ein starkes öffentliches Bildungsangebot.
Gleichzeitig leisten auch Schulen in nichtöffentlicher Trägerschaft in Berlin
einen wichtigen Beitrag. Häufig probieren diese Schulen alternative und
innovative Lernformen aus. Erfolgreiche Konzepte wollen wir deutlich stärker in
öffentliche Schulen tragen. Um die Heterogenität unter den Schüler*innen zu
stärken, wollen wir mit Schulen in nichtöffentlicher Trägerschaft zusammen daran
arbeiten. Um den Zugang für Kinder aus Familien mit Transferleistungen zu
erleichtern, werden wir diese Familien von finanziellen Beiträgen befreien. Die
Finanzierung von Schulen in nichtöffentlicher Trägerschaft soll künftig stärker
die Übernahme sozialer Verantwortung widerspiegeln.
Wir wollen berufliche Bildung gleichwertig neben der Allgemeinbildung
positionieren und so durchlässige, individuelle Bildungswege eröffnen. Zusammen
mit Ausbildungspartner*innen wollen wir im Rahmen von Lernwerkstätten und
Projekttagen praktische, berufliche Angebote an allen Schulen als Regelangebote
etablieren. Die Oberstufenzentren (OSZ) wollen wir stärken. Sie bieten nicht nur
den Übergang zur Berufsausbildung und leisten den schulischen Teil der dualen
Ausbildung, sondern bieten auch die Chance, Schulabschlüsse nachzuholen und sind
in der Integration von geflüchteten und zugewanderten Schüler*innen äußerst
erfolgreich. Der Zugang zu wissenschaftlicher Hochschulbildung steht sowohl
Menschen mit einer allgemeinen Schulbildung als auch jenen mit einer
Berufsausbildung offen.
Kein*e Jugendliche*r darf mehr ohne Anschlussperspektive die Schule verlassen.
Wir setzen uns deshalb für ein elftes Pflichtschuljahr für Schüler*innen ohne
Anschlussperspektive ein, das in den Oberstufenzentren angeboten wird. Auch wer
eine Ausbildung abbricht, soll durch die Jugendberufsagentur so lange begleitet
werden, bis eine neue Perspektive gefunden wurde. Und vor Abschluss einer
Ausbildung sollen die Oberstufenzentren mit ihrem sozialpädagogischen Personal
in Kooperation mit der Jugendberufsagentur den Jugendlichen eine
Anschlussperspektive eröffnen, falls die Jugendlichen sich diese noch nicht
eigenständig erschlossen haben.
Wir haben erlebt, wie Corona den Schulalltag auf den Kopf gestellt hat. Dabei
wurde vor allem deutlich, wie überfällig die Digitalwende in Berlins Schulen
ist: Digitales Lernen müsste doch eigentlich längst Alltag sein! Wir wollen
Schulen dabei unterstützen, datenschutzkonforme und zugleich spielerische
Programme, Apps und Lernsoftware mit dem Unterricht zu verzahnen und digitale
Lernkonzepte im Unterricht zu verankern. Wichtig ist, dass Kinder und
Jugendliche verstehen, wie Algorithmen funktionieren, wie programmieren
funktioniert, welche Chancen, aber auch Gefahren und Möglichkeiten zur
Manipulation durch das Internet entstehen. Kinder und Jugendliche brauchen ein
solides Fundament an Medienkompetenz und soziale Einbettung, um sicher und
selbstständig digital zu lernen. Dazu wollen wir Lehrkräfte fortbilden, die IT-
Unterstützung für alle Schulen ausbauen, jede Schule soll ein leistungsstarkes
Glasfasernetz, WLAN, Laptops und andere Endgeräte für Schüler*innen und
Lehrkräfte erhalten. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass die Gelder
aus dem Digitalpakt effektiv und schnell in die digitale Ausstattung der
Berliner Schulen fließen. Neben den IT-Administrator*innen, die sich um die
Technik kümmern, wollen wir den Schulen sogenannte EdTech Coaches zur Verfügung
stellen, die die Kolleg*innen bei der Integration von webbasierten Medien in
ihren Unterricht unterstützen. Außerdem werden wir die Fortbildung zu einer Art
EdTech Coach für Schüler*innen weiter ausbauen und ein Digitalinstitut für den
Austausch von Best Practices in Schulen und mit den bezirklichen
Medienkompetenzzentren etablieren. Und es braucht mehr Forschung: Was ist gutes
webbasiertes Lernen? Was funktioniert in welcher Altersgruppe? Nur mit dieser
Grundlage kann digitale Bildung der Zukunft gelingen.
...
...
Für einen guten Start ins Leben ist frühkindliche Bildung essentiell. Kitas, in
denen Kinder liebevoll betreut und individuell gefördert werden, sind dafür ein
entscheidender Baustein. Wir wollen deshalb mit einer neuen Berechnungsgrundlage
für den Personalschlüssel mehr Erzieher*innen in die Kitas bringen sowie mit
mehr Nachdruck beim Kitaausbau und bei der Personalgewinnung dafür sorgen, dass
alle Kinder in Berlin einen Platz an einer für sie passenden Kita in ihrem Kiez
bekommen. Mit einem zentralen Tool zur Kitaplatzvergabe, das sowohl Eltern- als
auch Kitawünsche weiterhin ermöglicht, gestalten wir die Kitaplatzsuche für
Eltern und Kitas gleichermaßen wesentlich entspannter und effizienter.
Schon vor Corona war klar: Digitales Lernen an Berlins Schulen zu integrieren,
ist überfällig. Dafür brauchen alle Berliner Schulen dringend einen
Glasfaseranschluss, funktionierendes WLAN sowie Endgeräte für Schüler*innen und
Lehrkräfte. Das Land Berlin soll mit einem landeseigenen Unternehmen den
Netzausbau selbst vorantreiben, damit alle Schulen ans Glasfasernetz
angeschlossen werden. Ein Digitalinstitut soll darüber hinaus die Arbeit der
bezirklichen Medienkompetenzzentren und Schulen vernetzen und eine zentrale
Steuerung der Digitalwende in Berlins Schulen übernehmen. Digitales Lernen soll
in den Unterricht integriert werden, damit Schüler*innen nicht nur den
selbstständigen Umgang mit digitalen Tools und eigenständiges Lernen einüben,
sondern auch fit gemacht werden im kritischen Umgang mit digital zur Verfügung
gestellten Informationen und lernen, Fake News als diese zu erkennen.
Digitalisierte Schule trägt damit einen entscheidenden Teil dazu bei, den
Auftrag des Schulgesetzes, Kinder zu mündigen Bürger*innen zu erziehen, zu
erfüllen.
Erfolgt mündlich
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